Wasservogel-Beobachtung
Klingnauer Stausee

6. Januar 2007
Text und Bilder: Stefan Kohl und Esther Gfeller

Gut 30 Naturbegeisterte brachen am 6. Januar zur Wasservogelbeobachtung am Klingnauer Stausee auf. Zusammen mit der Interessengemeinschaft für Lebensraum und Umwelt Volketswil (Iglu) führten wir diese Exkursion bei trockenem Wetter und angenehmer Temperatur durch.

Nachdem wir in Koblenz aus dem Zug gestiegen waren, begrüsste Ernst Kistler die neugierige Schar. Bereits im Giriz, einem laubholzreichen Auenwaldrest, zeigten sich Kleiber, ein Kleinspecht, Kohlmeisen und weitere Kleinvögel. An der Aare angekommen, sahen wir auf der gegenüberliegenden Uferseite Frassspuren an Weiden, die klar die Anwesenheit von Bieber verrieten. Ein schneeweisser Silberreiher flog vom kleinen Teich im Wald auf. Er war auch noch später zwischen den Bäumen gut zu sehen.

Heuer wollten wir über die Eisenbahnbrücke auf die andere Seite der Aare, um dann durch den Gippinger Grien, ein sehr interessantes und reich strukturiertes Sumpfgebiet zu wandern. Als wir auf der anderen Seite der Brücke ankamen, wurden wir auf einen Jäger aufmerksam. Er hatte sich auf der Eisenbahnbrücke auf die Lauer gelegt und erklärte uns, dass es hier um eine Treibjagd auf Wildschweine gehe. Wir konnten also nicht durch den Gippinger Grien gehen und mussten auf der Brücke umkehren.
Auf einmal kam Hektik auf, und der Jäger wurde ganz nervös. Und schon sahen wir, wie zwei grosse Wildschweine aus dem Schilfmantel brachen und einfach durch die Aare schwammen, genau unter uns hindurch. Aber der Jäger liess nur ein Tier durch. Das andere wurde einfach abgeschossen. Es konnte zwar noch auf eine ufernahe Insel gelangen, aber dann war definitiv Sch(l)uss. Diese für uns unschöne Begegnung beschäftigte alle noch lange.

Alsbald fanden wir uns auf dem Stauwehr des 1931 bis 1935 gebauten Kraftwerks ein. Hier wird die Wasserkraft der Aare über grosse Turbinen in elektrische Energie umgewandelt. Durch dieses Stauwehr ist ein grossartiges Wasservogel-Paradies entstanden, indem das Geschiebe der Aare aufgestaut wird und sich weitläufige, seichte Wasserstellen bilden konnten. Hier können Enten und Watvögel bestens nach Nahrung suchen. So hatten wir bei bestem Licht Gelegenheit, Krickenten, Spiessenten und Schnatterenten zu beobachten. Natürlich waren auch viele Tafel- und Reiherenten anwesend. Auf dem auch von Erholungssuchenden benutzten Dammweg zwischen dem See und einem offen fliessenden Bach lernten die TeilnehmerInnen, dass Vögel manchmal auch sehenswerte Überraschungen bieten können. Zum Beispiel der Habicht, dessen Jagdflug durch einen veritablen Aufruhr unter Dohlen, Lach- und Sturmmöwen sowie Blässhühnern verraten wurde, und der auch Rabenkrähe und Kolkrabe zum schimpfenden Krächzen im Flug veranlasste.

Im oberen Bereich des Stausees sind einige Stellen besonders seicht. Hier konnten wir Kiebitze und Grosse Brachvögel beobachten. Und auch hier waren wieder Biber am Werk. Ganz frische Nagespuren zeugten von kürzlicher Aktivität der grossen Säugetiere. Nach einem aufwärmenden Kaffee erklommen wir den tollen Beobachtungsturm, ein wahres Meisterstück an Bauleistung in Holz. Die solide Konstruktion ermöglicht ein nahezu erschütterungsfreies Beobachten. Die Höhe des Turmes ist überwältigend. Dem Beobachter wird ein toller Blick über die grandiose Landschaft ermöglicht.

Eine ereignisreiche Exkursion mit vielen interessanten Beobachtungen ging mit einer kurzweiligen Bahnfahrt zurück ins Glattal zu Ende. Als wir ausstiegen, war es bereits dunkel.

Beobachtete Vögel: 59 Arten